Labordiagnostik - Analyte
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Plasmodium spp (Malaria)
(Synonym Malaria (Pasmodium spp.))

EDV-Kürzel: MSP

Kategorie:

Mikrobiologie, Parasiten

Messmethode:

Mikroskopie

Ansatzzeit:

bei Bedarf

Material:

EDTA-Blut: 2,7 mL
Die Blutentnahme sollte bei entsprechendem Verdacht sofort, unabhängig von etwaigen Fieberschüben, erfolgen!

Blutausstriche

Blutausstriche, dicker Tropfen

Symptom/Krankheit:

Diarrhoe; Schüttelfrost; Fieber, nach Tropenaufenthalt; Fieber, rezidivierendes; Splenomegalie; Übelkeit/Erbrechen; Thrombozytopenie, nicht näher bezeichnet; Kopfschmerzen; Malaria; Fieber, unklares

Referenzbereich / Interpretation:

nicht belegt

Literaturquelle:

W. Lang, T. Löscher: Tropenmedizin in Klinik und Praxis. Stuttgart, 3. Aufl. 2000
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG): Diagnostik und Therapie der Malaria. November 2005. http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/II/042-001.htm

Bemerkung:

Allgemeines:
Die Malaria ist eine durch Plasmodien verursachte Protozoeninfektion. Die natürliche Übertragung erfolgt durch weibliche Stechmücken (Moskitos) der Gattung Anopheles. Es sind vier humanpathogene Plasmodienarten bekannt. Diese rufen drei unterschiedliche Formen der Malaria hervor, die sich epidemiologisch sowie in Symptomatik, Prognose und Therapie voneinander unterscheiden: Plasmodium vivax und Plasmodium ovale verursachen die Malaria tertiana, Plasmodium malariae die Malaria quartana und Plasmodium falciparum die Malaria tropica. Letztgenannte ist die häufigste und schwerste aller Malariaformen und allein verantwortlich für ihre Mortalität.

Epidemiologie:
Die Malaria ist mit 300 – 500 Millionen Erkrankungen sowie mindestens einer Million Todesfällen pro Jahr nach wie vor eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten. Etwa 40 % der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, in denen die Malaria heimisch ist. Ihre geographische Verbreitung entspricht überwiegend dem Ausbreitungsgebiet der als Überträger geeigneten Anopheles-Arten und betrifft Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie Ozeanien. Europa, Nordamerika und Australien gelten als malariafrei.

Über 80 % der neu auftretenden Malaria-Infektionen betreffen Afrika. Die in Deutschland diagnostizierten Malaria-Erkrankungen wurden ganz überwiegend aus Afrika, insbesondere Kenia und Westafrika importiert. Im Jahr 2004 wurden 707 Erkrankungsfälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet, fünf der Patienten starben.


Inkubationszeit:
In Abhängigkeit von der Plasmodienspezies beträgt die Inkubationzeit zwischen 7 und 40 Tagen (P. falciparum: 8 - 15 Tage; P. vivax und ovale: 12 – 18 Tage; P. malariae: 18 – 40 Tage). Kürzere Inkubationszeiten finden sich bei hämatogenen Infektionen, längere können bei Chemoprophylaxe auftreten. Bei der Malaria tertiana kann es durch die Bildung von Hypnozoiten noch 4 – 5 Jahre nach Primärinfektion zu Rezidiven kommen. Bei der Malaria quartana sind Rückfälle („Rekrudeszenz“) nach über 50 Jahren beschrieben; diese werden nicht durch Ruheformen wie bei der Malaria tertiana, sondern durch eine auf niedrigem Niveau bestehende Blutschizogonie verursacht. Die Plasmodien sind im freien Intervall mikroskopisch nicht nachweisbar.

Klinik:
Erste Anzeichen einer Malariainfektion sind allgemeines Krankheitsgefühl, Mattigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Häufig erfolgt daher zunächst eine Fehlinterpretation als grippaler oder gastrointestinaler Infekt. Charakteristisch für die Malaria tertiana und quartana ist das nach wenigen Tagen einsetzende „Wechselfieber“, das durch die synchronisierte Lyse der infizierten Erythrozyten am Ende der Blutschizogonie verursacht wird und - namensgebend – jeden dritten (M. tertiana) bzw. jeden vierten Tag (M. quartana) auftritt. Meist am Nachmittag beginnend kommt es innerhalb einer Stunde zunächst zu heftigem Schüttelfrost; die Temperaturen steigen z.T. auf über 40 ° C an und sind begleitet von Hautbrennen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Nach etwa 4 Stunden kommt es zum Temperaturabfall unter Schweißausbrüchen, die sich üblicherweise über ca. 3 Stunden hinziehen und mit Schwächegefühl und Schlafneigung verbunden sind. Ein typischer Malariaanfall beträgt damit 8 Stunden. Im Gegensatz zur M. tertiana und quartana verlaufen die Fieberschübe bei der Malaria tropica häufig nicht periodisch. Es kann zu täglich oder kontinuierlich auftretendem Fieber kommen und so zur Fehldiagnose eines Typhus abdominalis führen. Besteht eine Rhythmik, ähnelt sie am ehesten der der M. tertiana.

Malaria tropica (P. falciparum)
Die M. tropica ist allein verantwortlich für die Gesamtletalität der Malaria (unbehandelt 20 %). Der Fieberverlauf ist vielfältig und kein diagnostisches Kriterium. Es kann unerwartet und schnell zu einer Verschärfung des Krankheitsverlaufes mit zerebrale oder Schocksystematik kommen. Ernsteste Komplikationen sind dabei die zerebrale Malaria, die durch Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma charakterisiert wird. Daneben finden sich u.a. Splenomegalie, (blutige) Diarrhoen, Lungenbeteiligung bis zum Ödem, Niereninsuffizienz, Hepatomegalie und Blutveränderungen (Anämie, Thrombozytopenie).

Malaria tertiana (P.vivax/ovale)
Die Malaria tertiana wird auch als „benigne Malaria“ bezeichnet. Innerhalb weniger Tage kommt es üblicherweise zum Auftreten des klassischen Wechselfiebers mit einem freien Intervall von 48 Stunden. Komplikationen sind selten.

Malaria quartana (P. malariae)
Innerhalb kurzer Zeit kommt es zur Ausbildung des klassischen Wechselfiebers mit einem freien Intervall von 72 Stunden. Häufigste Komplikation ist die sog. Malaria-Nephrose (wahrscheinlich durch die Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli verursacht). Zu beachten ist die Möglichkeit eines Malaria-Rückfalls viele Jahre nach Infektion, der durch eine Persistenz von Plasmodium malariae in den Erythrozyten verursacht wird. Diese ist auch wesentliche Ursache der Transfusionsmalaria, da die Erreger im Intervall mikroskopisch nicht nachweisbar sind.

Eine natürliche Immunität gegenüber der Malaria ist nicht bekannt. Verschiedene Erythrozytenanomalien wie die Sichelzellanämie, der Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, die Thalassämie, die Ovalozytose oder das persisitierende Hämoglobin F führen jedoch zu einem verminderten Angehen der Infektion. Menschen in Endemiegebieten erwerben durch wiederholte Infektionen eine Teilimmunität gegenüber der Malaria. Diese ist gekennzeichnet durch zunehmend leichteren Verlauf mit schließlich mikroskopisch nicht mehr nachweisbarer Parasitämie. Die Teilimmunität geht bei Verlassen des Endemiegebietes nach wenigen Jahren verloren. Säuglinge besitzen nach Verlust der schützenden Faktoren wie dem Hämoglobin F und der mütterlichen Antikörper nach den ersten 3 – 6 Lebensmonaten keine Immunität gegen Malaria, was eine Malaria-bedingte Kindersterblichkeit von bis zu 25 % in einigen Regionen Afrikas zur Folge hat.

Diagnostik:
Die wichtigste und zugleich einfache und kostengünstig durchzuführende labordiagnostische Maßnahme bei Malariaverdacht ist die mikroskopische Untersuchung des sogenannten „Dicken Tropfens“ und der dünneren Blutausstriche. Diese gelten als Goldstandard der Malaria-Diagnostik. Serologische Untersuchungsmethoden sind für die Akutdiagnostik der Malaria nicht geeignet. Im Anfangsstadium ist der Antikörpernachweis immer negativ, positive Befunde weisen dann auf einen zurückliegenden Kontakt hin. Die Serologie ist bei gutachterlichen Fragestellungen und zur Beurteilung von Blutspendern, die aus den Tropen zurückkehren, von Bedeutung.

Ist die Verdachtsdiagnose „Malaria“ aufgrund von Reiseanamnese und/oder klinischer Symptomatik gestellt, muß sofort eine mikroskopische Untersuchung erfolgen. Dabei ist es gleichgültig, ob der Patient zum Zeitpunkt der Blutentnahme Fieber hat oder nicht. Auf keinen Fall darf bis zum nächsten Fieberschub gewartet werden, da jede zeitliche Verzögerung für den Patienten lebensbedrohlich sein kann!

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