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Prolactin ist ein Protein mit 199 Aminosäuren und einer relativen Molekülmasse von 21.500, das durch Abspaltung von 28 Aminosäuren aus einem Prohormon mit 227 Aminosäuren hervorgeht . Es entstammt den azidophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens. Diese sogenannten „lactotrophen“ Zellen stellen 15 – 20 % der Hypophyse dar, während der Schwangerschaft sogar 70 %. Im Unterschied zu den Gonadotropinen LH und FSH unterliegt das Prolactin einer direkten hypothalamischen Kontrolle, d. h. es wird nicht durch die Hormone der Erfolgsorgane reguliert. Dopaminhaltige Neurone des Hypothalamus wirken hemmend auf die Prolactinkonzentration, Dopamin ist der Prolactin inhibierende Faktor (PIF). Thyreoliberin (TRH) aus dem Hypothalamus unterstützt hingegen die Prolactinsekretion Beim Menschen unterliegt die Sekretion des Prolactins einem Tag-Nacht-Rhythmus, wobei das Maximum zwischen drei und fünf Uhr morgens liegt. Während der Lutealphase des Menstruationszyklus’ findet man geringfügig erhöhte Prolactinwerte im Serum, während der Schwangerschaft steigen sie aufgrund der Stimulation durch Estrogene um den Faktor 30 gegenüber dem Ausgangswert an. Als Produktionsstätte tritt hier neben der Hypophyse auch die Decidua auf. Die ektopische Sekretion des Hormons durch Tumoren wie das Bronchial- oder Nierenkarzinom ist ein äußerst seltenes Ereignis. Die wichtigsten Wirkungen des Hormons sind: – Verminderung der pulsatilen Gonadotropinsekretion mit folgender Anovulation – Mammaentwicklung und -differenzierung während der Gravidität in Synergie mit humanem Plazentalactogen, Estradiol, Progesteron und Insulin – Förderung der Lactation (Synthese von Casein und Lactalbumin) – Somatotropin-ähnliche Effekte: Wachstum, Lipolyse – Retention von Natrium, Kalium und Wasser an der Niere Prolactin ist während der Schwangerschaft im Kontext mit anderen Hormonen wie Progesteron für das Brustwachstum und die Lactogenese (Milchbildung) verantwortlich. Ein besonders starker Reiz für die Prolactinsekretion ist das Saugen des Säuglings an der Mamille. Stress und diverse Medikamente (Morphin, Reserpin) hemmen die Ausschüttung von Dopamin und steigern somit diejenige des Prolactins. Daher sollte die Blutentnahme für die Prolactinbestimmung vor der gynäkologischen Untersuchung erfolgen, zumal die Manipulation der Brüste ebenfalls einen stimulierenden Einfluss auf die Prolactinausschüttung besitzt. Beim Makroprolactin (Big-big-Prolactin) handelt es sich um Multimere aus aggregierten Prolactinmolekülen im Komplex mit Immunglobulin G mit einer relativen Molekülmasse von 150.000. Liegen diese vor, so spricht man von einer Makroprolaktinämie. Prävalenz: 0,2 % aller Frauen, 0,02 % aller Männer, bis zu 26 % bei Hyperprolactinämie. Das Makroprolactin ist biologisch inaktiv, wird aber bei der Prolaktinbestimmung im Immunoassay mitgemessen und verursacht daher eine (falsch positive) Hyperprolactinämie. Um diese zu erkennen und von einer echten Hyperprolactinämie zu unterscheiden, wird eine Polyethylenglykolfällung vorgenommen und im dann von Makroprolactin freien Überstand erneut Prolactin gemessen. Zur pathologischen Überproduktion von Prolactin, der Hyperprolactinämie, kommt es bei der überwiegenden Zahl der Fälle durch Adenome der Hypophyse , den Prolactinomen. Nach ihrer Größe unterscheidet man sie in Mikro- und Makroprolactinome. Mikroprolactinome zeigen einen Tumordurchmesser von weniger als 1 cm, Makroprolactinome weisen Durchmesser größer oder gleich 1 cm auf (Diagnose durch Kernspintomographie). Prolactinome sind die häufigsten Hypophysentumoren, das Geschlechtsverhältnis ihres Auftretens beträgt 6 : 1 zu Ungunsten der Frauen. Bei Schilddrüsenunterfunktion kann begleitend eine Hyperprolactinämie entstehen, da das dabei erhöhte Thyreoliberin stimulierend wirkt (Regelkreis! Die Endhormone sind erniedrigt, also ist das Hypothalamushormon Thyreoliberin reaktiv erhöht. Symptome bei Hyperprolactinämie sind ein schwangerschaftsunabhängiger Milchfluss, die Galactorrhoe, die Amenorrhoe mit fehlendem Eisprung und somit eine Unfruchtbarkeit. Ursache für Amenorrhoe sowie Anovulation bei Hyperprolactinämie ist die Unterdrückung der pulsatilen GnRH- und damit LH-Ausschüttung durch die Hypophyse. Auch die Störung der Spermatogenese beim Mann durch zu hohe Prolactinkonzentrationen im Blut wird auf dieses Phänomen zurückgeführt. Es ist bekannt, dass eine Hyperprolactinämie über eine erhöhte Ausschüttung von Androgenen durch die Nebennnierenrinde, in der man Prolactin-Rezeptoren nachgewiesen hat, zu Androgenisierung führen kann. Symptome wie Akne oder Hirsutismus gehören hierhin. Bei Männern stehen Libidoverlust, Gynäkomastie und Impotenz im Vordergrund. Zudem können je nach Ausdehnung eines Prolactinoms Kopfschmerzen auftreten. Neben den Symptomen einer Hyperprolactinämie warten Prolactinome mit einer wichtigen Komplikationen auf. Durch die anatomische Nähe zum Chiasma opticum können die Tumoren auf dieses verdrängend einwirken, so dass es zu Sehstörungen und Gesichtsfeldeinschränkungen kommen kann. Folgende Maßnahmen sollten bei einer Probenentnahme berücksichtigt werden: - Abnahme mindestens 1 Stunde nach dem Aufwachen (Schlaf!) - Abnahme zu einer standardisierten Uhrzeit (Tag-Nacht-Rhythmus!) - Vermeidung von Stress vor der Blutabnahme (keine gynäkologische Untersuchung!) - Keine Manipulation der Brüste vor der Blutabnahme Folgende Pharmaka bzw. Pharmakagruppen können eine Hyperprolctinämie induzieren: - Chlorpromazin - Perphenazin - Metoclopramid - Domperidon - Sulpirid - Pimozid - Tricyclische Antidepressiva - Neuroleptika - Butyrophenone (Haloperidol) - Reserpin - Cimetidin, Ranitidin - Verapamil - Diltiazem - Methyldopa. Dopa - Baclofen - Estrogene - Antiandrogene Weitere Ursachen für eine Hyperprolactinämie: - Niereninsuffizienz - Hypophysitis - Kompression des Hypophysenstiels - Verletzungen des Brustkorbes - Herpes zoster Ab einer Prolactinkonzentration von 200 µg/l bzw. ca. 2000 mIU/L muss ein Prolactinom in Betracht gezogen werden. (Prolactinkonzentrationen bis 300 µg/L bzw. 6360 mIU/L können auch durch Pharmaka, namentlich Sulpirid oder Metoclopramid, sowie durch supraselläre Prozessen (Kompression, Entzündung) verursacht sein. Prolactinkonzentrationen > 300 µg/L bzw. > 6360 mIU/L haben praktisch immer ein Prolactinom als Ursache. Eine Selladiagnostik mittels Kernspintomographie wird unter folgenden Bedingungen durchgeführt - die Konzentration des Prolactins ist > 40 µg/L bzw. > 848 mIU/L - eine Hypothyreose ist nicht die Ursache der Prolactinerhöhung - eine Medikation ist nicht Ursache der Prolactinerhöhung
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