Labordiagnostik - Analyte
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Parathormon (Parathyrin, PTH)

EDV-Kürzel: PTH

Kategorie:

Endokrinologie, Knochenstoffwechsel

Messmethode:

Chemilumineszenzimmunoassay

Ansatzzeit:

täglich

Material:

EDTA-Plasma: 1 mL

Heparin-Plasma: 1 mL

Serum: 1 mL
Vorzugsweise EDTA-Plasma verwenden, da es eine bessere Haltbarkeit als Serum aufweist. Wegen der geringen Halbwertszeit von PTH wird empfohlen, das Blut für die Plasma- bzw. Serumgewinnung sofort zu zentrifugieren.

Stabilität von EDTA-Plasma:

Stabilität von EDTA-Plasma bei –20 °C: 6 Monate
Stabilität von EDTA-Plasma bei 2 – 8 °C: 3 Tage
Stabilität von EDTA-Plasma bei 20 – 25 °C: 2 Tage

Stabilität von Heparin-Plasma:

Stabilität von Heparin-Plasma bei –20 °C: 6 Monate
Stabilität von Heparin-Plasma bei 2 – 8 °C: 3 Tage
Stabilität von Heparin-Plasma bei 20 – 25 °C: 2 Tage

Stabilität von Serum:

Stabilität von Serum bei –20 °C: 6 Monate
Stabilität von Serum bei 2 – 8 °C: 2 Tage
Stabilität von Serum bei 20 – 25 °C: 8 Stunden

Symptom/Krankheit:

Koma; Hyperparathyreoidismus, sekundärer; Tetanie; Hyperparathyreoidismus, primärer; Polyurie; Somnolenz; Hypocalcämie; Polydipsie; Hypercalcämie

Referenzbereich / Interpretation:

1,83 -  7,85 pmol/L

Literaturquelle:

1. Marx, S. J.: Hyperparathyreoid und hypoprathyreoid disorders. N Engl J Med 2001; 344: 1863 - 1875
2. Shoback, D.: Hypoparathyreoidism. N Engl J Med 2008; 359: 391 - 403
3. Beipackzettel Roche, 2016-08, V24.0 Deutsch

Bemerkung:

Das Parathyrin (ältere Bezeichnung: Parathormon) ist ein 84 Aminosäuren umfassendes Hormon (Mr = 9500), das in den vier Nebenschilddrüsen (auch Epithelkörperchen genannt) aus einem Präprohormon von 115 Aminosäuren, dessen Gen auf Chromosom 11 lokalisiert ist, synthetisiert wird. Im rauhen Endoplasmatischen Reticulum der Hauptzellen wird das Präprohormon durch Entfernung der ersten 25 N-terminalen Aminosäuren zum Prohormon. Infolge weiterer Abspaltung von sechs Aminosäuren entsteht im Golgi-Apparat aus dem 90 Aminosäuren zählenden Prohormon proteolytisch das biologisch wirksame Parathyrin. Das N-terminale Peptid mit den Aminosäuren 1 bis 34 ist der hormonell aktive Teil des Moleküls. Es kann ebenso wie das intakte Hormon die volle Wirkung am Zielorgan entfalten, während das C-terminale Peptid keine endo¬krine Aktivität aufweist. Im Gegensatz zur Schilddrüse sind die Epithelkörperchen keine Stapeldrüse, d. h. Parathyrin wird kontinuierlich synthetisiert und sezerniert. Der Umfang dieser Sekretion richtet sich dabei nach der aktuellen Konzentration des ionisierten Calciums im Blut, wobei ein plasmamebranständiger 7-Transmembrandomänen-Rezeptor, der Calciumrezeptor oder -sensor, kontinuierlich Auskunft über die Calciumkonzen¬tration vermittelt. Dieser Rezeptor ist G-Protein-gekoppelt, seine Aktivierung vermindert einerseits die zelluläre cAMP-Konzentration und vermindert auf der anderen Seite die zelluläre Calcium- und Inositoltrisphosphatkonzentration. Resultat dieser Veränderungen ist die Reduktion der Parathyrinausschüttung.

Das bedeutendste Zielorgan des Parathyrins ist die Niere. Dort wird die sogenannte Alpha-1-Hydroxylase stimuliert, die das Calcidiol in Calcitriol überführt und somit das calciumresorbierende D-Hormon synthetisiert. Am distalen Tubulus werden Calcium und Magnesium vermehrt resorbiert, die Resorption von Phosphat wird sowohl im proximalen als auch im distalen Tubulus der Niere durch Parathyrin gehemmt. Die vermehrte Resorption von Calcium und Phosphat im Dünndarm ist ein indirekter Effekt des Parathyrins, der durch das in der Niere verstärkt gebildete Calcitriol (D-Hormon) vermittelt wird. Am Knochen aktiviert Parathyrin indirekt über die Osteoblasten die Osteoklasten, da diese keine eigenen Parathyrinrezeptoren besitzen.

Nach Parathyringabe verstreichen etwa 60 min, bis die Konzentration des Ca2+ im Blut ansteigt. Führt man das Hormon über mehrere Tage intermittierend zu, so verzeichnet man am Knochen einen anabolen Effekt mit gesteigerter Proteinsynthese und Knochenaufbau! Diese Wirkung wird über die Osteoblastenaktivität erzielt.

Ist die Parathyrinkonzentration erhöht und Calcium bzw. Phosphat sind nicht bekannt, so kommen differentialdiagnostisch in Betracht:

- primärer Hyperparathyreoidismus. In ca. 80 % der Fälle sind solitäre Adenome der Nebenschilddrüsen die Ursache, selten liegen diese multipel vor. Seltener sind die Hyperplasie (15 - 20 %) und das Karzinom (1 %). Zu erwartende Konstellation: Calcium erhöht, Phosphat vermindert, Calcidiol vermindert, Calcitriol erhöht
- sekundärer Hyperparathyreoidismus bei Niereninsuffizienz. Zu erwartende Konstellation: Calcium normal bis vermindert, Phosphat erhöht, Calcitriol vermindert
- sekundärer Hyperparathyroidismus bei Malabsorption. Zu erwartende Konstellation: Calcium vermindert, Phosphat normal bis vermindert, Calcidiol vermindert
- ektope Parathyrinsekretion bei Bronchial-, Nieren-, Magen- und Darmkarzinomen. Wichtig: Medulläres Schilddrüsenkarzinom
- tertiärer Hyperparathyreoidismus: Calcium erhöht, Phosphat normal bis vermindert

Ursachen für eine verminderte Parathyrinkonzentration können sein:

- Postoperativer Epithelkörperchenverlust, z. B. bei Strumektomie
- Autoimmune, hereditäre Zerstörung der Nebenschilddrüsen: polyglanduläre Insuffizienz von Ovarien und Nebennieren, Perniziöse Anämie, Vitiligo, Alopecie (Schmidt-Syndrom)
- Kongenitale Aplasie von Nebenschilddrüsen und Thymus: Di-Geroge-Syndrom
- Ausgeprägte Hypomagnesiämie: verminderte Parathyrinsekretion und Endorganresistenz

Zu den typischen und häufigsten Symptomen des Hypoparathyreoidismus zählt die hypocalcämische Tetanie, wobei es zu Krampfanfällen bei vollem Bewußtsein verbunden mit Parästhesien kommt: Pfötchenstellung der Hände, Stimmritzenkrampf, positives Chvostek-Zeichen (Beklopfen des N. facialis im Wangenbereich führt zum Zucken der Mundwinkel), Trousseau-Zeichen (Anlegen einer Blutdruckmanschette mit arteriellem Mitteldruck für einige Minuten am Arm provoziert eine Pfötchenstellung).

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